Das musst du über Schraubensicherungen wissen:

Schrauben begegnen uns immer wieder, sei es im Hobbykeller, in der Garage oder auch „nur“ im Haushalt. Solide verbinden sie unterschiedlichste Teile und lassen sich auf Grund ihrer Gewinde beliebig öffnen und schließen. Problematisch wird es aber immer dann, wenn sich eine Schraube unbeabsichtigt löst. Die Folgen können lästig, problematisch oder sogar richtig gefährlich sein. Damit genau das nicht geschieht, wurde die Schraubensicherung entwickelt.
Warum müssen Schrauben gesichert werden?
Zunächst einmal stellt sich Dir sicherlich die Frage, warum man eine Schraube überhaupt sichern muss. Nachdem man sie fest angezogen hat, sollte sie doch eigentlich halten, oder etwa nicht?
Aus unterschiedlichen Gründen kann es immer wieder vorkommen, dass sich eine Schraube dennoch löst. Beim Anziehen wird eine mechanische Spannung zwischen Schraube und Gegengewinde bzw. Bauteil erzeugt, die die Schraube in angezogenem Zustand festhält. Auslöser für eine sich lösende Schraube sind daher in aller Regel Umstände, die zu einem Abbau dieser mechanischen Spannung führen:
- Temperaturschwankungen
- Wechselnde Belastungen
- Vibrationen
Da das Gewinde einer Schraube auf einen leichten Lauf ausgelegt ist, setzt eine Schraube diesen Bewegungen, wenn sie erst einmal gelöst ist, keinen nennenswerten Widerstand mehr entgegen.
Was ist eine Schraubensicherung?
Sinn und Zweck einer Schraubensicherung ist es daher, das anfängliche Lösen zu verhindern. Die Verhinderung eines weiteren Ausdrehens erübrigt sich damit.
Um dieses Ziel zu erreichen, kannst Du auf verschiedene Formen der Schraubensicherung zurückgreifen:
ACHTUNG:
Die Sicherung mittels Sprengring dient weniger dazu, das Lösen der Schraube zu verhindern, als vielmehr der Verhinderung eines Ausdrehens aus dem Gewinde.
Schraubensicherungslack
Schraubensicherungslack stellt im eigentlichen Sinne keine Schraubensicherung dar. Denn er sichert die Schraube keineswegs gegen ein unbeabsichtigtes Lösen. Der Sicherungslack wird stattdessen auf den Schraubenkopf aufgetragen und bildet dort eine starre und spröde Schicht. Bei geringsten Bewegungen der Schraube gegen das Werkstück reißt der Lack auf Grund der Drehbewegung und zeigt durch das deutlich sichtbare Reißen oder sogar Abplatzen die gelöste Schraube an.
Die flüssige Schraubensicherung

Nicht fehlen darf in der Liste möglicher Varianten die flüssige Schraubensicherung. Sie wird einerseits in handwerklichen und gewerblichen Kreisen nahezu schon als Standard eingesetzt, ist dagegen in privaten Bastler- und Heimwerkerkreisen großteils unbekannt oder zumindest kaum in Verwendung. Daher findest Du hier ausführlichere Informationen rund um das Thema flüssige Schraubensicherung:
Unterschiede einzelner Arten
Wie es nicht nur die eine Schraubverbindung gibt, existiert natürlich auch nicht nur die eine flüssige Schraubensicherung. Je nach Schraubengröße, erforderlicher Festigkeit und Einsatzbereich bieten verschiedene Hersteller eine Fülle an speziell angepassten Produkten. Hier findest Du nun exemplarisch einen Vergleich unterschiedlicher Produkte des Marktführers Loctite:
ANMERUNG:
Loctite 648 ist nicht speziell auf Schraubverbindungen ausgerichtet, sondern allgemein zur Verklebung von Fügungen konzipiert. Daher fehlen Angaben zu Gewindegrößen und einem absoluten Losbrechmoment.
Das Funktionsprinzip
Vereinfacht gesagt, ist eine flüssige Schraubensicherung eine Art Klebstoff. Sie dringt in den winzigen Spalt zwischen Gewinde und Gegengewinde ein und härtet dort aus. Die Lagesicherung erfolgt durch die entstehende Adhäsion an den Gewindeoberflächen. Da selbst kleine Gewindedurchmesser eine sehr hohe Oberfläche aufweisen, ist die Leistungsfähigkeit einer solchen Sicherung enorm.
Um als Schraubensicherung zu funktionieren, muss der „Klebstoff“ folgende Eigenschaften aufweisen:
- Hohe Viskosität, um jeden Bereich des Gewindes zu erreichen
- In flüssiger Form hohe Gleitwirkung, um Eindrehen der Schraube nicht zu behindern und definierte Anzugsdrehmomente nicht zu verfälschen
- Aushärtung anaerob, also ohne Luftsauerstoff, da im Gewinde kein Sauerstoffzutritt aus der Luft möglich ist
- Gewisse Zähigkeit, um Stöße und Vibrationen ohne Reißen oder Aufbrechen aufnehmen zu können
- Besondere Eigenschaften je nach Anwendungszweck, z.B. Temperaturbeständigkeit, Wasserfestigkeit etc.
Außerdem kann die Schraubensicherung nebenbei weitere Funktionen übernehmen, wie etwa die Abdichtung der Verschraubung, oder ein Korrosionsschutz des Gewindes.
HINWEIS:
Ein unverfälschtes Anzugsdrehmoment ist bei der Schraubensicherung von elementarer Bedeutung. Zwar mag es nicht bei jeder einzelnen Schraube auf ein fixes Drehmoment ankommen. Immer dann, wenn Schrauben besonders beansprucht werden, sorgt die richtige Kraft beim Anziehen aber ebenso für Sicherheit, wie es die Schraubensicherung tut. Ein funktionierender Drehmomentschlüssel und die richtige, für die Verschraubung geeignete, flüssige Schraubensicherung sind daher letztlich nicht mehr oder weniger als zwei Seiten ein und derselben Medaille.
Thixotropie
Nachdem Du nun weißt, dass eine flüssige Schraubensicherung idealerweise besonders dünnflüssig ist und den Lauf eines Gewindes nicht behindert, wirst Du Dich sicherlich wundern, warum dennoch einige Produkte lediglich eine mittlere oder sogar geringe Viskosität aufweisen. Dieser Umstand ist der Tatsache geschuldet, dass der Klebstoff ja auch überall an der Schraube anhaften soll, ohne abzutropfen oder davon zu fließen. Je dünner das Mittel ausfällt, umso schwieriger ist das zu bewerkstelligen. Damit eine zu zähe Schraubensicherung keinen Einfluss auf den Vorgang des Eindrehens nimmt, kommt die so genannte Thixotropie zu tragen:
Thixotropie (altgriech. „das Berühren“ + „Wendung, Änderung“) beschreibt eine Flüssigkeit, die ihre Viskosität unter Belastung vorübergehend verändert. Eine thixotrope Schraubensicherung lässt sich meist niedrig- bis mittelviskos auftragen. Wird beim Eindrehen der Schraube Druck ausgeübt, verflüssigt sich der Klebstoff und bildet einen Gleitfilm für das Gewinde. Nach Ende des Eindrehens kehrt der Stoff zur ursprünglichen Viskosität zurück und härtet anschließend aus.
Die Anwendung
Die Anwendung von flüssigen Schraubensicherungen ist denkbar einfach. Die Mittel werden meist direkt aus ihrem Gebinde auf das Gewinde aufgetragen. Dazu kann entweder eine Spritztülle vorhanden sein, die lediglich tropfenweise Klebstoff abgibt. Alternativ kann der Deckel – sonstigen Klebstoffen vergleichbar – mit einem Pinsel zum gezielten Auftrag ausgestattet sein. Wichtig ist beim Auftragen ein vollflächiges Umschließen des Gewindes durch die Flüssigkeit. Dazu sollte das Mittel von der Spitze bis zum Schraubenkopf aufgetropft oder gestrichen werden. Bei großen Schrauben lohnt es, die Schraube zu drehen und die Verteilung entlang der Gewindegänge zu prüfen. Selbst niedrigviskose Sicherungen neigen in aller Regel dazu, sich selbst durch ihre Oberflächenspannung und die Adhäsion zwischen Klebstoff und Metall auszubreiten und zu verteilen.
Die meist anzutreffende Einfärbung der Sicherungsmittel erleichtert eine Sichtkontrolle. Mitunter sind sogar UV-aktive Substanzen enthalten, so dass bei einer Vielzahl an Verschraubungen Schwarzlicht eine gute Arbeitshilfe zu einer schnellen Kontrolle sein kann.
Nach dem Auftrag des Schraubensicherungsmittels wird die Schraube unverzüglich in das Gewinde eingedreht und in gewohnter Art und Weise, beispielsweise mit einem Drehmomentschlüssel, angezogen.
Die Aushärtung
Schraubensicherungsklebstoffe härten anaerob, also ohne Luftsauerstoff, im eingebauten Zustand aus. Je nach eingesetzter Schraubensicherung benötigt das Mittel eine gewisse Zeit, um auszuhärten und seine sichernde Wirkung zu entfalten. Aber nicht nur einzelne Sicherungsmittel, sondern auch verschiedene Untergründe können einen Unterschied der Aushärtungszeit machen. So reagiert eine flüssige Schraubensicherung mit „normalem“ Stahl in aller Regel schneller als mit Edelstahl, jedoch langsamer als mit technischen Messinglegierungen. Die Zeiträume für das vollständige Aushärten können von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden betragen.
Mit Schraubenlack gesicherte Schrauben lösen
Nachdem Du nun alles über das Sichern von Schrauben mit flüssigen Schraubensicherungen weißt, wirst Du Dich sicherlich fragen, ob oder wie man denn nun eine gesicherte Schraube wieder lösen kann. Hierzu solltest Du noch einmal zur Vorstellung der verschiedenen Produkte zurückkehren. Dort findest Du neben anderen Angaben auch einen Wert mit der Bezeichnung „Losbrechmoment“. Dieser Wert gibt an, welche Kraft erforderlich ist, um die Schraubensicherung aufzubrechen und die Schraube wieder auszudrehen. Dabei bezieht sich der Wert lediglich auf die anfänglich erforderliche Kraft zur Überwindung der Sicherung. Das eigentliche Ausdrehen gelingt dann in aller Regel ohne zusätzlichen Kraftaufwand gegenüber dem Ausdrehen einer ungesicherten Schraube.
Da die zum Aufbrechen der Schraubensicherung erforderliche Kraft natürlich größer sein muss, als die sichernde Leistungsfähigkeit des Mittels, solltest Du Dir daher vor der Auswahl des verwendeten Klebstoffes immer überlegen, wie stark die Sicherung sein muss und ob und wie häufig die Schraube wieder geöffnet werden soll.
TIPP:
Eine Möglichkeit, eine Schraubensicherung mit geringerem Kraftaufwand zu überwinden, kann das gezielte Erwärmen von Schraube und Gewinde sein. Allerdings solltest Du vor dem Einsatz von Gebläse oder Brenner prüfen, ob keine hitzeempfindlichen Dichtungen, Beschichtungen und sonstigen Bauteile in der Nähe sind.
Vor- und Nachteile flüssiger Schraubensicherungen
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass flüssige Schraubensicherungen durchaus ihre Berechtigung haben und mit zahlreichen Vorteilen überzeugen können. Demgegenüber stehen jedoch auch einige Nachteile, die die Anwendung unter gewissen Umständen erschweren können:
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