Wie du mit bewährte Verfahren und (Haus-) Mitteln Schrauben entrostest

Wie du Rost von Schrauben entfernen kannst
Wie du Rost von Schrauben entfernen kannst

Ob Holzschrauben, Schrauben mit Feingewinde oder Sonderschrauben für individuelle Verwendungen – immer wieder kommt es sicherlich vor, dass Du in deine Schraubenkiste greifst und an der einen oder anderen Schraube Rost feststellst. Was ist nun zu tun? Dürfen die Schrauben noch verwendet werden? Und wie entrostet man eine Schraube richtig? Hier erfährst Du die Antworten!

Die Verwendung rostender Schrauben

Bevor Du Dich mit dem Thema der Entrostung von Schrauben überhaupt intensiver befasst, solltest Du Dir die Frage stellen, ob denn eine rostige Schraube überhaupt entrostet werden muss, oder ob sie eventuell sogar mitsamt ihrem Rost eingedreht werden kann. Für diese Abwägung kannst Du recht einfach nach dem Ausschlussverfahren vorgehen:

  1. Die Art des Rosts: Sitzt der Rost im eigentlichen Material der Schraube, solltest Du unbedingt entrosten. Denn der Rost schwächt die Schraube und kann dazu führen, dass sie ihre vordefinierte Kraftübertragung nicht mehr erbringen kann. Findest Du dagegen „nur“ Flugrost vor, schaust Du dir als Nächstes folgendes an:
  2. Die Art der Schraube: Je feiner das Gewinde ist, umso eher kann selbst leichter Flugrost zu einem Zusetzen und einer eingeschränkten Funktionalität des Gewindes führen. Je „gröber“ das Gewinde ausfällt, umso eher lässt sie sich trotz Flugrost noch uneingeschränkt ein- und ausdrehen.
  3. Die Verwendung der Schraube: Je eher eine Schraube bis an ihre Belastungsgrenze herangeführt wird, umso wichtiger ist es, selbst kleinste Beeinträchtigungen durch Flugrost zu verhindern. Ein weiterer Aspekt ist aber auch das Medium, in das die Schraube eingedreht wird. Auf einer Metallschraube kann sich Flugrost weiter ausbreiten und so Schraube und Gegengewinde auf Dauer beeinträchtigen. Eine in Holz eingedrehte Schraube dagegen rostet in aller Regel kaum noch weiter, da die Gerbsäuren des Holzes einen sehr effektiven Rostschutz darstellen (siehe auch Rubrik „Chemisch entrosten“). Vor allem bei Eichen- oder auch Walnussholz ist dieser Effekt sehr stark.

ACHTUNG:
Da ein einmal eingesetztes Rosten beständig zunimmt, lohnt in den allermeisten Fällen eine Beseitigung des Belags für eine langfristig sichere Funktion der Schraube. Die Entscheidung gegen das Entrosten solltest Du tatsächlich nur in Ausnahmefällen, oder bei sehr geringen Anforderungen an die verwendete Schraube fällen.

Richtig entrosten

Nachdem Du Dich entschieden hast, Deine Schraube oder Deine Schrauben zu entrosten, schauen wir uns die verschiedenen Techniken einmal näher an.

Chemisch entrosten

Chemische Entrostungsverfahren klingen wie der Traum jedes Hand- und Heimwerkers. Denn chemische Produkte übernehmen an Deiner statt die Beseitigung des Rosts. Zwei gängige Verfahren hierzu haben sich im Laufe der Jahre etabliert.

Ein Ansatz ist es, das rostige Material vom Rost zu befreien. Dies gelingt über Rostlöser, die früher häufig mit Tanninen agierten, heute aber in aller Regel auf verschiedene Säuren zurückgreifen. Neben fertigen Produkten aus dem Handel gibt es auch eine Vielzahl an wirksamen Hausmitteln, mit denen der Rost unter Rückgriff auf die identischen Wirkmechanismen beseitigt werden kann:

  • Essig
  • Zitronensäure
  • Cola (hier die enthaltene Phosphorsäure)
  • Oxalsäure (z.B. auch aus der Gartenarbeit oder Bienenzucht bekannt)
  • Backsoda / Backpulver

Häufig findet man auch Anleitungen, bei denen einzelne Wirkstoffe kombiniert werden. So wird Essig und Zitronensäure häufig in Kombination mit Backpulver, oder auch Salz genannt.

Ein anderer chemischer Ansatz ist die Verwendung von Rostumwandlern. Sie lösen den Rost nicht, sondern wandeln das unerwünschte, weil poröse und instabile Eisenoxid in das weit festere und beständigere Eisenphosphat um. Der Rost wird nicht beseitigt, sondern so verändert, dass er eine solide Schicht auf der Eisenschraube bildet, die beispielsweise auch überlackiert werden kann.

Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass ein Rostumwandler aus dem Rost kein Eisen mehr erzeugt! Optik und Stabilität des neuen Materials entsprechend nicht dem des Eisens, so dass die Rostumwandlung keinesfalls ein Allheilmittel darstellen kann.

ACHTUNG:
Bei extremem Befall funktionieren diese Mittel nicht mehr vollständig, da der Rostumwandler ja nur die Oberfläche des Rosts erreicht. Bei hohen Schichtdicken bleibt in der Tiefe Rost bestehen, der sich in das Eisen hinein weiterentwickelt.

Elektrochemisch entrosten

Beim elektrochemischen Entrosten kommt die so genannte Elektrolyse zum Einsatz. Unter Einfluss einer Gleichspannung werden dem Eisenoxid, also dem Rost, im Rahmen einer Redoxreaktion die Sauerstoffatome entzogen, so dass anschließend wieder das Eisen weitestgehend in seinem Vor-Rost-Zustand vorliegt. Wichtig für diesen Prozess ist eine anliegende Gleichspannung, die über zwei Pole in ein Wasserbad mit Natriumcarbonat oder Natriumhydrogencarbonat geleitet wird.

Die Kathode wird an die zu entrostende Schraube angeschlossen, während an der Anode ein Stück Eisen, oder idealerweise Edelstahl, als „Opferanode“ angebracht wird. Im Wasser (mit dem Natrium) führt die anliegende Spannung zwischen Schraube und Opferanode dazu, dass die Sauerstoffatome aus dem Rost gelöst werden und sich an die Anode binden. Diese wird im Laufe des Prozesses durch den Sauerstoff zerfressen und „geopfert“.

Letztlich handelt es sich beim elektrochemischen Entrosten also im eigentlichen Sinne des Wortes nicht um ein Beseitigen von Rost, sondern viel mehr um seine Verlagerung von der Schraube auf ein Objekt, an dem der Rost nicht stört – die Opferanode.

ACHTUNG:
Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen, wie sich mit einem Batterieladegerät und einigen Haushaltsutensilien selbst eine Elektrolyseanlage bauen lässt. Hier sei gewarnt, dass der Umgang mit elektrischer Energie gewisse Gefahren mit sich bringt, so dass man sich seiner Sache sehr sicher sein sollte. Alternativ gibt es auf dem Markt aber auch fertige Anlagen zur elektrochemischen Entrostung.

Eine dieser Anleitungen findest du hier:

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https://youtu.be/ys9XK-DbbL4

Mechanisch entrosten

Die bekannteste Form des Entrostens von Schrauben ist sicherlich die mechanische Variante. Dabei handelt es sich um nicht mehr oder weniger als das Beseitigen des Rosts unter Zuhilfenahme verschiedener Werkzeuge, was sicherlich jeder schon einmal getan hat. Besonders gut geeignet sind Drahtbürsten oder auch Stahlwolle, da diese Hilfsmittel besonders gut in die Windungen der Schrauben greifen und die dort sitzenden Rostpartikel entfernen. Zugleich sind die Fasern beziehungsweise Borsten so nachgiebig, dass das Gewinde der Schraube keinen Schaden nimmt.

Wichtig bei dieser Vorgehensweise ist, die Bürste oder die Stahlwolle immer entlang der Windung des Gewindes zu führen, so dass auch tatsächlich alle Rostpartikel im Gewinde gelöst werden. Bei der Arbeit quer zum Gewinde wird der Rost vom Werkzeug an jeder einzelnen Windung abgestreift und somit erst recht auf die Schraube aufgetragen. Hilfreich ist es, nach dem mechanischen Entrosten die gelösten Partikel durch Druckluft, oder das Abreiben mit einem feuchten Tuch (z.B. Reinigungsbenzin) vollständig zu entfernen.

ACHTUNG:
Auch wenn man es so immer wieder sieht, ist eine Feile keinesfalls zum Entrosten von Schrauben geeignet. Denn die Feile unterscheidet nicht zwischen Rost und Gewinde und löst darüber hinaus ebenso zuverlässig wie den Rost auch Verzinkungen und sonstige Beschichtungen.

Kreatives Entrosten großer Schraubenmengen

Einen zugegebenermaßen kreativen, aber nicht minder effektiven Ansatz zum Entrosten großer Schraubenmengen findet sich hier. Angelehnt an aus der Industrie bekannte Entschichtungsverfahren, wird als Hilfsmittel zur Rostbeseitigung Katzenstreu verwendet. Ebenso gut wäre aber auch Sand. Anstatt das Katzenstreu von Hand über die Schraube zu reiben, wird es mitsamt den Schrauben in eine Trommel gegeben und dort in Bewegung versetzt. Das kann durch manuelles Rollen, Drehen oder Schütteln geschehen, lässt sich aber auch gut – wie im Beispiel gezeigt – über in der Hobbywerkstatt vorhandene Elektrogeräte bewerkstelligen.

Rost verhindern – so sparst Du Dir das Entrosten

Zuallerletzt sei angemerkt, dass Du Dir viel Aufwand beim Entrosten ersparen kannst, wenn Du bereits von vorn herein die Entstehung von Rost verhinderst. Immer wird das nicht gehen, man kann die Bildung des Rosts aber zumindest erschweren. Gut gelingt das etwa durch das Einfetten oder Ölen der Schrauben. Die aufgetragenen Mittel verhindern den Zutritt von rostfördernder Feuchtigkeit und beinhalten häufig Säuren, die ebenfalls der Rostbildung entgegenwirken.

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ACHTUNG:
Auf was Du zur Vorbeugung gegen Rost nie zurückgreifen solltest, ist Vaseline. Dabei handelt es sich zwar auch um Fett. Allerdings enthält sie recht viel Wasser, das Du auf diesem Wege sogar gezielt dort zuführst, wo Du es eigentlich verhindern möchtest.